Der Stuttgarter Stadtteil Möhringen auf den Fildern liegt am südlichen Stadtrand und grenzt an die Stadt Leinfelden-Echterdingen. Der Name Möhringen wird bereits in Urkunden aus dem 11. Jahrhundert erwähnt, jedoch in der Schreibweise „Moringen“. Die heutige Schreibweise ist erstmals 1291 belegt. Grundherren von Möhringen waren unter anderen die Grafen von Calw und die Pfalzgrafen von Tübingen, bis das Esslinger Katharinenhospital den Ort am 21. Mai 1295 mit allen Rechten an der Oberherrschaft, der Vogtei, den Einwohnern, dem Zehnten sowie Gülten und Liegenschaften für 520 Pfund Heller erwarb.
Das Katharinenhospital, 1232 erstmals erwähnt, war eigentlich als Stiftung für die unentgeltliche Aufnahme von Bedürftigen, etwa Pilgern, Gebärenden, Findelkindern, Schwachen und Lahmen zuständig. Die unentgeltliche Aufnahme wurde aber schon bald untergraben: Der Eintritt war nur noch gegen Abgabe des – wenn auch oft sehr bescheidenen – Vermögens möglich. Das Spital war ursprünglich als geistliche Bruderschaft, eine Gruppe von Frauen und Männern, die sich mönchischen Regeln unterworfen hatten, gegründet worden. Mehr und mehr wurden auch Laien hinzugezogen. Bis etwa 1300 brachte es das Spital durch Schenkungen, Kollekten und Ablässe zu einem beträchtlichen Vermögen. Dies weckte das Interesse der Stadt und hatte eine zunehmende Einflussnahme der städtischen Obrigkeit zur Folge, was schließlich zur schrittweisen Übernahme der Spitalleitung durch die Kommune führte. Dieser Prozess war um 1335 abgeschlossen. Nach und nach bewohnten das Spital neben den Bedürftigen folglich immer mehr Pfründner, also Personen, die für Wohnrecht und Versorgung im Spital bezahlten.
Der Spitalhof Möhringen war das Zentrum, von dem aus das Esslinger Katharinenhospital durch einen Spitalhofmeister seine Möhringer Besitzungen verwaltete und seine Rechte wahrte. Zum Zweck der Verwaltung Möhringer Besitzungen wurde er vermutlich bereits von den Pfalzgrafen von Tübingen benutzt. Zu den Aufgaben des Spitalhofmeisters gehörte es nicht nur, dafür zu sorgen, dass der Hof und die anderen Güter des Esslinger Spitals ordentlich bewirtschaftet wurden, sondern er hatte auch die Einhaltung des Mühl- und Kelterbanns sowie den Einzug der fälligen Abgaben zu überwachen.
Neben dem Wohnhaus des Spitalhofmeisters umfasst der Spitalhof eine Kelter und eine Scheune. Über die Baugeschichte ist wenig bekannt. Gesichert ist, dass das zweistöckige Wohngebäude sowie die Scheune 1469, vermutlich nach einem Brand, neu gebaut wurden. Die Umfassungsmauer wurde im darauffolgenden Jahr errichtet. Die Jahreszahl 1589 in einem Wappenrelief am Torhaus lässt darauf schließen, dass dieser Gebäudetrakt in diesem Jahr erbaut wurde. Neben diesem Relief befindet sich ein Dreipass, der die Schutzheilige des Esslinger Spitals, die Heilige Katharina von Alexandrien, mit ihren Attributen, dem Rad und dem Schwert, darstellt. Zusätzlich zu kleineren Umbaumaßnahmen im Inneren, meist beim Wechsel des Spitalhofmeisters, wurde in den darauffolgenden Jahrzehnten beispielsweise eine Küche angebaut sowie 1680 ein großer Keller unter der Südfront des Spitalhofs gegraben.
1936 erfolgte eine grundlegende Renovierung der Gebäude, die im Zweiten Weltkrieg so stark beschädigt wurden, dass sie abgebrochen werden mussten. Nach dem Wiederaufbau konnte der Spitalhof im Mai 1962 neu eingeweiht werden. Das Torhaus mit dem angrenzenden Wohnhaus wurde 1984 renoviert.
Abgesehen von einem gescheiterten Versuch Esslingens, 1597 die Spitalorte Vaihingen und Möhringen sowie den Hohenheimer Hof an den Herzog von Württemberg zu verkaufen, blieben die Besitzverhältnisse bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts stabil; dann wechselten die Besitzer Möhringens sowie des Spitalhofs mehrfach: Nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde Möhringen Württemberg einverleibt und gehörte zunächst zum neu gegründeten Oberamt Esslingen, später zum Amtsoberamt Stuttgart und schließlich in den 1930er Jahren zum Kreis Böblingen. Am 20. August 1928 ging der gesamte Komplex durch Kauf in den Besitz der Gemeinde Möhringen über. Durch die Eingemeindung Möhringens wurde schließlich die Stadt Stuttgart 1942 Eigentümerin des Spitalhofs.
Am 1. April 1934 wiederum wurde auf Initiative des Gewerbelehrers Kurt Gläsche das Möhringer Heimatmuseum gegründet, das seit Februar 1935 im Spitalhof untergebracht und heute dem Stadtmuseum Stuttgart angeschlossen ist.