In Stuttgart lässt sich erstmals im 14. Jahrhundert mit der Anlage des Forum Mercatorium an der Stelle des heutigen Rathausmarkts ein etablierter Markt nachweisen. Stuttgarts erster befestigter Warenumschlagplatz entstand in dem 1450 an der Südseite des Marktplatzes errichteten gräflichen Herrenhaus, dessen Straßen- sowie zweites Obergeschoss für Verkaufsflächen genutzt wurde, während sich im ersten Obergeschoss der Gerichtssaal befand. Das Gebäude wurde im Volksmund Schranne genannt, ein im süddeutschen Raum üblicher Begriff für den Ort der Gerichtsbarkeit und des Marktes. Bei Abbruch des Herrenhauses im Jahr 1820 hatte sich das Marktgeschehen bereits zu dem zeitweilig als Frucht- und Waagenhaus genutzten Alten Marstall verlagert und auf den Dorotheenplatz und den erst kurz zuvor entstandenen Karlsplatz ausgedehnt. Das Areal rund um das Alte Schloss erfuhr in der Zeit eine umfassende stadträumliche Wandlung als Folge der Öffnung der Altstadt zum Neuen Schloss und der damit einhergehenden Abtragung der Stadtbefestigungsanlagen sowie der Ruine des Neuen Baus von Heinrich Schickhardt.
In diesem noch nicht klar definierten Stadtraum wurde 1864 die sogenannte Blumen- und Gemüsehalle errichtet. Sie war ein Geschenk von König Wilhelm I. (1781-1864) an die Bürger seiner Hauptstadt und wurde ein halbes Jahr nach Wilhelms Tod an seinem Geburtstag am 27. Dezember 1864 eröffnet. Der Neubau nach Plänen des Baurats Georg Morlok (1815-1896) sollte die Stuttgarter Viktualienmärkte vereinigen, die Marktschaffenden und ihre Waren vor Sonne und Regen schützen sowie der Wiederherstellung einer gewissen öffentlichen Ordnung dienen. Im direkten Anschluss an den Alten Marstall nahm er fast die gesamte Fläche des Dorotheenplatzes ein und schloss die Flucht der Dorotheenstraße.
Das von Morlok entwickelte Hallentragwerk aus vorgefertigten Gusseisenträgern und -profilen orientierte sich frappant eng an „Les Halles“, den Pariser Markthallen, die auf Veranlassung von Napoleon III. nahezu zeitgleich nach Entwürfen der Architekten Victor Baltard und Felix Callet von 1852 bis 1870 errichtet wurden. Die wesentlich kleinere Stuttgarter Replik basierte auf einem quadratischen Grundriss mit 50 Meter Seitenlänge, unterteilt in ein Achsenraster von 8 x 8 Feldern. Das seit 1820 im Bauwesen verwendete Gusseisen bot die Vorteile einer vereinfachten Montage und einer vermeintlichen Feuerfestigkeit. Die Querschnitte tragender Elemente waren filigraner als aus Stein oder Holz herzustellen, so dass eine größere Nutzfläche sowie mehr Lichteinfall erzielt werden konnten. Das Gusseisen wurde vermutlich in den Königlichen Hüttenwerken Württemberg produziert.
Die Fläche der Blumen- und Gemüsehalle war jedoch von Beginn an zu klein, um den gesamten Marktbetrieb aufzunehmen. Zahlreiche weitere Stände entstanden in der unmittelbaren Umgebung und verursachten binnen kürzester Zeit Spannungen unter den Markttreibenden. Im Zuge der Industrialisierung stieg die Relevanz des Marktes für die Versorgung der wachsenden städtischen Bevölkerung stetig, während sich das Angebot durch die Anbindung an das Eisenbahnnetz ausweitete, beispielsweise um Seefisch. Doch gerade an den Fisch- und Fleischständen häuften sich die Probleme mit der Hygiene, da der dortige hohe Wasserverbrauch sich mit dem korrosionsanfälligen Gusseisen nicht vertrug und aufwendige Schutzanstriche notwendig machte.
Ab 1890 diskutierte der Stuttgarter Gemeinderat einen Neubau. Eine ins Auge gefasste Standortverlegung an den Stöckachplatz oder die Eberhardstraße stieß aber auf Widerstand des 1902 gegründeten Vereins der Verkäufer des Wochenmarktes sowie anrainender Geschäftsleute und wurde verworfen. 1911/12 erfolgte schließlich der Abbruch der Blumen- und Gemüsehalle sowie des Alten Marstalls für den Neubau der neuen und größeren Markthalle. Das ausgediente Gusseisen konnte die Stadt gewinnbringend an einen Metallhändler veräußern.