Johann Friedrich Gottlob Tafel wurde 1801 als Sohn eines Pfarrers in Sulzbach am Kocher geboren. Bereits 1803 wurde der Vater nach Flacht, heute Gemeinde Weissach, versetzt und starb früh. Er selbst war nach dem Besuch des Gymnasiums in Stuttgart zunächst Schreiber-Inzipient – dabei handelt es sich um die Eingangsstufe für die Verwaltungslaufbahn – in Mühlacker-Dürrmenz. Ab 1817 studierte Tafel in Tübingen Jura und schloss 1821 mit der ersten bzw. drei Jahre später mit der zweiten Staatsprüfung ab. Während des Studiums hatte sich Tafel der Burschenschaft Germania und 1821 dem geheimen Jünglingsbund angeschlossen, der die Schaffung der nationalen Einheit mittels einer Erhebung anstrebte, wobei nicht vollständig klar war, ob es sich um eine geistige oder auch tatsächlich politische Erhebung handeln sollte.
Nach der zweiten Dienstprüfung im Mai 1824 wollte sich Tafel als Rechtsanwalt in Stuttgart niederlassen, jedoch wurde ihm die Zulassung aufgrund der Mitgliedschaft im Jünglingsbund nicht gewährt. Am Jahresende befand er sich sogar in Untersuchungshaft. Im Mai 1825 wurde er als Mitglied des Jünglingsbundes wegen Hochverrats zu 30 Monaten Haft verurteilt, allerdings kam er bereits im März 1826 aufgrund einer Amnestie wieder frei. Noch im gleichen Jahr wurden ihm die staatsbürgerlichen Ehrenrechte ausdrücklich wieder zuerkannt, nunmehr konnte er sich in Stuttgart als Anwalt niederlassen.
Im Gefolge der Julirevolution 1830 kam es auch in Württemberg zu einer kurzzeitigen Liberalisierung des politischen Klimas. Bei den Landtagswahlen 1831 konnte Tafel als Kandidat der liberalen Opposition – obwohl er dauerhaft in Stuttgart ansässig war – das Landtagsmandat des Amtsbezirks Schorndorf gewinnen. Angesichts der Erfolge der Opposition zögerte König Wilhelm I. (1781-1864) die Einberufung des Landtags heraus, wogegen eine Gruppe gewählter liberaler Abgeordneter, darunter Tafel, am 30. April 1832 in Bad Boll, protestierte. Gleichwohl kam es erst im Januar 1833 zur Einberufung des Parlaments, auf Wunsch der Regierung erkannte die Kammermehrheit das Mandat Tafels jedoch nicht an. Seine Wählbarkeit wurde aufgrund der vorausgegangenen Haftstrafe bestritten. Dem Stuttgarter Landtag sollte Tafel daher erst ab Herbst 1848 angehören.
Ab dem Beginn der 1830er Jahre betätigte sich Tafel als Herausgeber des in Stuttgart erscheinenden oppositionellen „Hochwächter“. Mitherausgeber war Friedrich Rödinger (1800-1868), der wie Tafel aufgrund seiner Mitgliedschaft im Jünglingsbund 1825 zu einer Haftstrafe verurteilt worden war und dessen Landtagsmandat aus gleichem Grund 1833 aberkannt worden war. Redakteur des Blattes war Rudolf Lohbauer (1802-1873). Das Signum des Hochwächters war das Bild des Turms der Stuttgarter Stiftskirche im Kopf des Blattes: Von erhöhtem Platz aus sollte ein kritischer Blick auf Politik und Gesellschaft geworfen werden. Schnell gewann der das Blatt 1.500 Leser und konnte zum Wahlerfolg der Opposition 1831 beitragen. Genauso schnell kam es jedoch zu Zensurkämpfen mit der Obrigkeit. Am 15. Januar 1833 musste der „Hochwächter“ sein Erscheinen einstellen, tags darauf trat an dessen Stelle, ebenfalls mit Tafel und Rödinger als Herausgebern, „Der Beobachter“, der sich bis 1920 als Parteiblatt der Demokraten halten sollte. Die Auflagen des „Beobachters“ spiegeln dabei die politischen Konjunkturen wider. Während der Revolution 1848 erreichte der „Beobachter“ eine Auflage von 3.000 Exemplaren, auf der Höhe des Wahlerfolgs der württembergischen Demokraten zwischen 1866 und 1870 konnten gar 3.600 Exemplare verkauft werden, dagegen hatte die Auflage am Ende der Reaktionsdekade 1858 nur noch 1.300 Exemplare umfasst. Tafel selbst blieb bis 1868 einer der Miteigentümer des Blattes, bevor dieses in den Besitz von Karl Mayer (1819-1889) und Julius Haußmann (1816-1889) überging. Bis zu seinem Tod blieb er dem Organ als Artikelschreiber treu.
In den 1830er Jahren machte sich Tafel vor allem als Rechtsanwalt einen Namen. Unentgeltlich vertrat er die Nachkommen der Soldaten des so genannten Kap-Regiments: Herzog Karl Eugen (1728-1793) hatte 1787 ein 3.200 Mann starkes Regiment an die Niederländische Ostindien-Kompanie verkauft, das zunächst am Kap der Guten Hoffnung und später auf Ceylon und Java eingesetzt wurde. Für die Soldaten wurde es zum Himmelfahrtskommando, 2.300 Mann starben, 450 gerieten in britische Kriegsgefangenschaft und nur 100 sahen ihre Heimat wieder. Für die Herzöge dagegen wurde der Soldatenhandel zum Gewinn. Sie erwirtschafteten 900.000 Gulden, auch der Kommandant des Regiments, Johann Theobald von Hügel (1739-1800), erzielte durch finanzielle Spekulationen mit den Soldgeldern hohe Erträge, von denen nach seinem Tod 200.000 Gulden auf gerichtlichem Wege in Auseinandersetzung mit dem Königreich Württemberg den Erben Hügels zugesprochen wurden. Im Auftrag von 170 Nachkommen von früheren Mitgliedern des Kap-Regiments klagte Tafel nun gegen die Nachfahren Hügels auf Auszahlung der einbehaltenen Soldgelder. Der Prozess dauerte 13 Jahre und endete 1846 mit einem Erfolg Tafels. Daraufhin wandten sich nochmals mehr als 100 weitere Nachkommen ehemaliger Soldaten des Kap-Regiments an Tafel. Deren Ansprüche konnte der Jurist ebenfalls bis 1852 erfolgreich durchsetzen.
1838 wurde Tafel zu sechs Monaten Festungshaft verurteilt, wobei ihm unter anderem die Herausgabe des Bandes „Der Hochwächter ohne Censur“ durch dessen früheren Redakteur Lohbauer angelastet wurde.
Während der Revolution 1848/49 gehörte Tafel für den Wahlkreis Schorndorf-Welzheim- Schwäbisch Gmünd dem Vorparlament und der Nationalversammlung an, in der er als Mitglied der Fraktionen Deutscher Hof bzw. Westendhall eher eine nachgeordnete Rolle spielte. Bei der Wahl zur provisorischen Zentralgewalt wünschte Tafel einen Präsidenten und votierte für Johann Adam von Itzstein (1775-1855) in dieser Funktion. Im Frühjahr 1849 bekämpfte Tafel den Gedanken einer preußischen Erbmonarchie. Nach der Ablehnung von Kaiserkrone und Reichsverfassung durch den preußischen König Wilhelm IV. (1795-1861) war Tafel Mitglied eines Ausschusses der Nationalversammlung, der die Durchsetzung der Reichsverfassung erreichen sollte. Angesichts der zunehmenden Bedrohung durch das preußische Militär diskutierte die in der Zwischenzeit dezimierte Nationalversammlung am 30. Mai 1849, ob sie sich vertagen oder aber von Frankfurt nach Stuttgart übersiedeln solle. Mit großem Nachdruck setzte sich Tafel als Berichterstatter in dieser Angelegenheit für die Übersiedlung nach Stuttgart ein, wobei er darauf verwies, dass die Nation noch immer hohe Erwartungen in das erste gesamtdeutsche Parlament hege.
In der Folgezeit gehörte Tafel dem Rumpfparlament sowie den drei Verfassunggebenden Landesversammlungen an. Nach der staatsstreichartigen Auflösung der dritten Verfassunggebenden Landesversammlung durch die Regierung zählte Tafel zu einer Gruppe von 19 Abgeordneten, die hiergegen Protest einlegten.
1851 wurde Tafel erneut in den wiederum nach den Regularien der Verfassung von 1819 zusammengetretenen Landtag gewählt. Hier kämpfte er vergeblich gegen die Aufhebung der Grundrechte wie auch die Wiedereinführung der Todesstrafe. Zugleich war er zusammen mit Rödinger und Adolph Schoder (1817-1852) Mitglied eines siebenköpfigen Solidaritätskomitees, das Gelder für verfolgte Gesinnungsgenossen im Ausland sammelte. In der Mitte der 1850er Jahre setzte sich Tafel für eine Wiederannäherung von Liberalen und Demokraten ein. So leitete er Anfang 1855 ein nichtöffentliches Treffen, das von Vertretern beider Lager, vor allem aber Demokraten aus Württemberg und Bayern, in Ulm besucht wurde. Ziel des Treffens war nicht zuletzt, gemeinsame nationalpolitische Anträge in den jeweiligen Landtagen vorzubereiten. Allerdings verlor Tafel 1855 sein Landtagsmandat und kehrte erst im Zuge einer Nachwahl 1864 in das Stuttgarter Parlament zurück. Inzwischen hatte er sich zunächst dem Nationalverein und der Fortschrittspartei angeschlossen, als es jedoch über die nationale Frage erneut zur Spaltung von Liberalen und Demokraten kam, gehörte Tafel 1864 dem Gründungsvorstand der württembergischen Volkspartei (Demokraten) an.
Das im „Beobachter“ am 21. Juni 1865 veröffentlichte Programm der Volkspartei lehnte eine Nationaleinigung unter preußischer wie auch unter österreichischer Führung ab und forderte stattdessen eine Konföderation der konstitutionellen Mittelstaaten, die von „entschieden liberalem und nationalen Geist“ getragen sein solle. Zudem mahnte das Programm innenpolitische Reformen an. So wünschten die Demokraten eine Aufhebung der Privilegien des Adels und damit verbunden die Schaffung eines Einkammersystems und die Einführung des allgemeinen Männerwahlrechts. Ebenso sollten im Zuge einer Revision der Gemeindeordnung die Selbstverwaltung der Gemeinden gestärkt und die Institution der lebenslänglich gewählten Ortsvorsteher abgeschafft werden. Ebenfalls abgeschafft werden sollte das stehende Heer, an dessen Stelle ein Milizsystem mit kurzer Präsenzzeit treten sollte.
Nach der Niederlage Württembergs im Deutschen Krieg 1866 gehörte Tafel zu den Kräften, die die Schaffung eines Südbundes, bestehend aus Bayern, Württemberg und Hessen-Darmstadt, forderten und weiterhin einer kleindeutschen Einigung unter dem obrigkeitsstaatlich geprägten Preußen eine Absage erteilten. Obwohl unter den Demokraten darüber gestritten wurde, ob bei den Wahlen zum Zollparlament 1868 Wahlenthaltung geübt werden sollte, kandidierte Tafel erfolgreich. Als Abgeordneter in Berlin gehörte er zu denjenigen, die in jedem Fall verhindern wollten, dass das Zollparlament zum Vollparlament und der Einfluss Preußens südlich des Mains gestärkt würde.
Überraschend war Tafel 1868 bei den Landtagswahlen durchgefallen. Nach dem Stimmungsumschwung in der öffentlichen Meinung war seine Kandidatur bei den Reichstagswahlen 1871 von vornherein aussichtslos. Eine neuerliche Kandidatur 1874 wurde durch ein schweres Magenleiden verhindert, an dessen Folgen Tafel verstarb. Er ist auf dem Fangelsbachfriedhof beigesetzt.